Das ist wirklich ein schwieriges Thema.
Auf der einen Seite hat man so Extremfälle wie schwer Depressive, die eine Therapie schon darum nicht beginnen, weil sie aufgrund ihrer Krankheit glauben müssen, dass ihnen keiner helfen kann und sie tot besser dran wären - was keineswegs gesagt ist…
Und auf der anderen Seite hat man Leute, deren Angehörige sie gern „erlösen“ würden, während sie selbst ihre Situation ganz anders bewerten - oder (anderer Fall) gar nicht mehr bewerten können.
Als ich studiert habe (das ist natürlich lange her) hieß es in der Rechtsmedizin, dass ein Gutteil (ich meine, über ein Viertel) aller unnatürlichen Todesfälle übersehen würde, in der Mehrzahl bei dementen älteren Leuten, bewusst oder auch unbewusst (!) verursacht durch überforderte Angehörige.
Fand ich schon heftig (und habe keine Ahnung, ob das heute noch so ist.)
Das sind im Endeffekt gar nicht so wenige Leute, wo keineswegs gesagt ist, dass es sinnvoller für sie selbst wäre, zu sterben, als zu leben.
Ich schreibe das, obwohl ich tatsächlich für Sterbehilfe bin.
Man neigt, gerade bei emotionalen Themen, dazu, nur die eigene Seite zu sehen, weil die einem sehr nahe geht. Ist einfach so. Ist auch normal so.
Ich kenne beides.
Mein Vater hat es auch ohne „verkürzende“ Sterbehilfe beim Sterben recht gut gehabt, weil er ein tolles Palliativteam und informierte, engagierte Angehörige hatte.
Ich habe aber in der Schwiegerverwandtschaft auch von fern das krasse Gegenteil erleben müssen, und unter den Umständen wäre jeder Tag weniger eine Erlösung gewesen (was auch von der Sterbenden mehrfach so formuliert wurde). Auch von der unfähigen, uninteressierten leiblichen Verwandtschaft.
(Die sich aber jede Art von Unterstützung als Einmischung verbeten hat.)